Overhyped: Squid Game

Vorne weg: Ich bin ein großer Fan des koreanischen Kinos und bin der Meinung, dass viele sehr gute Produktionen aus Korea hierzulande zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Solche Hypes wie sie um dieses Serie entstehen tragen nun dazu bei, dass auch koreansiche Filme und dieses Mal mit Squid Game eine Serie aus Korea stärker in das Rampenlicht treten und auch bei der breiten Masse ankommen.

Was hat den Hype erzeugt?

Die Formel welche dieser Serie zugrunde liegt ist nicht neu. Muss sie auch nicht. Auch alte Konzepte können hervorragend reanimiert werden. Und es ist auch nicht erforderlich das Rad ständig neu zu erfinden, wenn es die Geschichtenschreiber verstehen, bereits bekannte Konzepte auf interessante Weise neu aufzulegen.

Doch ist das bei Squid Game tatsächlich der Fall?
 
Meine Einschätzung: Ja und Nein.

Das Konzept, dass Menschen entführt werden oder freiwillig an Spielen teilnehmen, bei denen es dann um Leben und Tod geht ist bereits in so vielen Varianten erschienen, dass ich in diesem Rahmen garnicht alle aufzählen kann. Auch auf Netflix, wo man die Serie Squid Game sehen kann, sind in letzter Zeit bereits mehrere Filme und Serien erschienen, die in ähnlicher Weise mit diesem Thema verfahren sind (Black Mirror, Alice in Borderland, usw.).
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die CUBE und die SAW-Reihe.
 
Was macht Squid Game anders?
Squid Game ist eine Mischung aus mehreren Genres. Einerseits hat man die Spiele bei denen es um Leben und Tod geht, wie auch in anderen bereits etablierten Filmen und Serien. Hier wird das Ganze mit einer Portion Gesellschaftskritik verbunden, ähnlich den Filmen des koreanischen Regisseurs Bong Jun-Hoo, der zuletzt mit seinem Film Parasite bei den Oskars groß abräumte.
Ebenfalls häufig ist das Argument, dass der Zuschauer in mehreren Situationen dazu gebracht werde, sich zu fragen, wie dieser selbst in der jeweiligen Situation gehandelt hätte.
 
Die Serie schafft es, dass der Zuschauer mit den Figuren eine Bindung aufbaut, auch wenn diese Figuren alles andere als Heldenfiguren sind, mit denen man sich identifizieren möchte.
Spannung kommt einerseits auf, weil man wissen möchte, welches makabre Spiel sich die Veranstalter als nächstes haben einfallen lassen.
Bei den Spielen selbst kommt Spannung auf, weil man wissen möchte, wer es schafft, wer in die nächste Runde kommt und wie sie es anstellen.
 
Das Füllmaterial zwischen diesen Spielen ist meiner Ansicht nach das größte Problem von Squid Game, neben verschiedenen Handlungsschwächen, Logiklücken und den heutzutage auch sonst so häufig zu sehenden Absurditäten.
Die Dialoge welche sich zwischen den Spielen entspinnen sind von gemischter Qualität. Manche Dialoge treiben die Geschichte voran und geben den Figuren mehr Tiefe, andere Dialoge sind dann wieder extrem schwach, einiges ist sehr vorhersehbar und vieles schlicht überflüssig oder schlicht niveaulos.

Sehr fragwürdig sind beispielsweise Handlungsstränge wie der des ermittelnden Polizisten, der auf bloßen Verdacht und eher per Zufall dem Squid Game auf die Spur kommt und sich unter die Mannschaft mogelt. Dass der Polizist einfach Leute ermordet um mit seinen Ermittlungen weitermachen zu können wird hier unkommentiert hingenommen und hat auch keinerlei Konsequenzen. Auch dass der Polizist keinerlei Kenntnis über den Ablauf der Spiele hat oder wo sich seine Unterkunft befindet, fällt niemandem auf. Alles reichlich absurd. Gerade hier hätte man noch zahlreiche Hintergründe und spannende Seitenerzählstränge herausarbeiten können. Leider bleibt diese Handlung bis auf wenige, leider sehr dumme kurze Einblendungen fast vollständig auf der Strecke.
Den Handlungsstrang des Gamemasters und dessen Herkunft hinterfragt man besser gar nicht erst. Vollkommen absurd und überhaupt nicht nachvollziehbar.
 
Ebenfalls einen unschönen Beigeschmack hinterlässt die offenkundige Agenda die sich hinter dieser Serie verbirgt. Die gesamte makabre Veranstaltung wird nur für die so genannten VIPs aufgeführt, die alle englisch sprechende Superreiche aus dem amerikanischen oder zumindest englischsprachigen Kulturkreis kommen.
Hier soll offenbar das Feindbild des Kapitalismus mit dem bösen Amerikaner / Engländer verbunden werden, der zu seiner Belustigung zusieht wie sich Koreaner gegenseitig für Geld über die Klinge springen lassen.
 
Mein Fazit:
Dem derzeitigen Hype wird die Serie nicht im Ansatz gerecht. Die Serie hat ihre spannenden Momente, ist jedoch was die Handlung angeht sehr platt und vorhersehbar. Die Dialoge sind teilweise unterirdisch schlecht und insgesamt bietet die Serie nicht viel was eine Empfehlung rechtfertigen würde. Spannung kann die Serie aufbauen, doch darf man nicht zu sehr auf eine logische Handlung achten oder gute Dialoge erwarten.
 

Für diese Rezension habe ich keine Provision oder anderweitige geldwerte Vorteile erhalten. Diese Rezension stellt meine eigene Meinung da.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.